Gewalt im Krankenhaus: Wie Kliniken ihr Personal besser schützen können
Die Gewalt gegen medizinisches Personal nimmt zu – ein alarmierender Trend, der laut dem Marburger-Bund-Monitor 2024 mittlerweile 41 % der Ärztinnen und Ärzte betrifft. Übergriffe, verbale Anfeindungen und körperliche Attacken gehören für viele zum Berufsalltag. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe, Auswirkungen und zeigt konkrete Maßnahmen auf, wie Kliniken ihre Mitarbeiter besser schützen können.
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Gewalt im Krankenhaus: Ein unterschätztes Problem
Die zunehmende Aggression gegenüber medizinischem Personal ist kein Einzelfall, sondern ein systematisches Problem. Besonders betroffen sind Notaufnahmen, psychiatrische Einrichtungen und internistische Abteilungen. Der steigende Druck auf das Gesundheitssystem, lange Wartezeiten und überforderte Patienten oder Angehörige tragen dazu bei, dass Ärzte und Pflegekräfte immer häufiger zur Zielscheibe von Frustration werden.
Besorgniserregende Zahlen aus dem MB-Monitor 2024:
- 41 % der Ärzte haben bereits Gewalt am Arbeitsplatz erlebt.
- 21 % berichten von regelmäßigen verbalen oder körperlichen Übergriffen.
- 8 % der Betroffenen gaben an, dass sie schwerwiegende Gewalt erfahren haben.
- Tendenz steigend: Viele berichten, dass die Aggressivität von Patienten und Angehörigen in den letzten Jahren zugenommen hat.
Doch warum ist das so?
Ursachen für Gewalt gegen medizinisches Personal
- Überlastung des Gesundheitssystems
Lange Wartezeiten, Personalmangel und Überfüllung in Notaufnahmen führen bei Patienten und Angehörigen zu Frustration. Sie reagieren ihren Ärger oft am Personal ab. - Emotionale Ausnahmesituationen
Viele Patienten und ihre Angehörigen befinden sich in psychischen Ausnahmesituationen. Angst, Unsicherheit oder Trauer können in Wut umschlagen, die sich gegen Ärzte richtet. - Fehlende Sicherheitsmaßnahmen
In vielen Kliniken gibt es keine festen Sicherheitskonzepte, geschultes Personal oder ausreichenden Schutz vor aggressiven Patienten. Ärzte stehen oft allein vor schwierigen Situationen. - Alkohol- und Drogeneinfluss
Besonders in Notaufnahmen haben Ärzte oft mit Patienten zu tun, die unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen. Dies erhöht die Aggressionsbereitschaft.
Die Folgen für Ärzte und Kliniken
Die ständige Konfrontation mit Gewalt hat schwerwiegende Folgen für die betroffenen Ärzte:
- Psychische Belastung: Angstzustände, Unsicherheit und Stress sind häufige Folgen. Manche Ärzte vermeiden bewusst bestimmte Schichten oder Abteilungen.
- Berufsunzufriedenheit: Übergriffe und verbale Anfeindungen verstärken die ohnehin hohe Belastung im Klinikalltag. Ärzte denken häufiger über einen Berufswechsel nach.
- Auswirkungen auf die Patientenversorgung: Ein unsicheres Arbeitsumfeld führt dazu, dass Ärzte und Pflegekräfte weniger empathisch oder zurückhaltender agieren – was die Qualität der Versorgung negativ beeinflussen kann.
Wie Kliniken ihr Personal besser schützen können
Angesichts der alarmierenden Zahlen ist es wichtig, dass Kliniken gezielt Maßnahmen ergreifen, um ihre Mitarbeiter zu schützen. Hier einige effektive Strategien:
1. Sicherheitskonzepte implementieren
- Einführung von Notrufsystemen oder Panikknöpfen in sensiblen Bereichen.
- Klare Protokolle für Bedrohungssituationen, damit das Personal schnell und richtig reagieren kann.
- Bessere Zusammenarbeit mit Sicherheitsdiensten, um gefährliche Situationen frühzeitig zu entschärfen.
2. Schulungen und Deeskalationstraining für das Personal
- Kommunikationstrainings helfen, frühzeitig auf Anzeichen von Aggression zu reagieren.
- Deeskalationstechniken ermöglichen es, Konflikte zu entschärfen, bevor sie eskalieren.
- Regelmäßige Notfallübungen für den Umgang mit Gewalt- oder Bedrohungssituationen.
3. Klare Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter
- Einführung einer Meldepflicht für Übergriffe, damit Vorfälle ernst genommen und dokumentiert werden.
- Psychologische Unterstützungsangebote für betroffene Ärzte, um Traumatisierungen zu vermeiden.
- Rechtliche Unterstützung für Ärzte, die Gewalt erfahren haben (z. B. Anzeigeberatung).
4. Verbesserung der Arbeitsbedingungen
- Mehr Personal in kritischen Abteilungen wie der Notaufnahme reduziert Stress und Überforderung – sowohl bei Ärzten als auch bei Patienten.
- Striktere Besuchsregeln können helfen, Aggressionen durch überfüllte Wartebereiche zu vermeiden.
5. Technologische Lösungen nutzen
- Kameraüberwachung in Risikobereichen zur Abschreckung und besseren Nachvollziehbarkeit von Vorfällen.
- Digitale Patientensteuerung zur Vermeidung langer Wartezeiten, um Frust zu reduzieren.
Fazit: Kliniken müssen handeln
Gewalt gegen Ärzte ist kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem. Die Zahlen aus dem MB-Monitor 2024 zeigen deutlich, dass sich die Situation in den letzten Jahren weiter verschärft hat. Kliniken sind gefordert, ihre Mitarbeiter besser zu schützen – sei es durch Sicherheitskonzepte, Schulungen oder psychologische Unterstützung.
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